Titel: Damals, als das Eis noch besser schmeckte, je bunter es war
Autor: Grisu
Fandom: Supernatural
Challenge: Essen & Getränke #15: Eis am Stiel
Wörter: um die 500
Inhalt: Könnt ihr euch auch so gut vorstellen, wie kleine Kinderfinger schmierige Fingerabdrücke auf den Sitzen und den Scheiben des Impala hinterlassen?
Sie sitzen in der Sonne auf dem Bordstein, Seite an Seite, jeder ein klebrigsüßes Wassereis in der Hand. Die ganz billigen, länglichen, dünnen, deren Holzstiele einen intensiv bitteren Geschmack auf der Zunge hinterlassen, wenn man sie ableckt. Sammys ist leuchtend pink, Deans synthetisch orange. Aus der Autowerkstatt hinter ihnen dringt die Stimme ihres Vater und des Mechanikers, auf der Straßenseite gegenüber reflektieren die Fenster des kleinen Supermarkts, aus dem sie das Eis haben, den gelblich blauen Sommerhimmel. Über dem leeren schwarzen Asphalt der Straße flackern Pfützen heißer Luft wie Wasser. Die Gebäude werfen kurze, aber scharfe, fast schwarze Schatten. Der Ort ist so klein, dass keine Autos zu hören sind, nur leise Musik aus der Garage.
Dean leckt mit großer Konzentration das schmelzende Eis ab, bevor es auf seine Finger tropfen kann. Er sieht auf, als Sams Eis in seinem Gesichtsfeld auftaucht. Die Spitze, wo Sam den süßen roten Sirup rausgesaugt hat, ist fast weiß, das untere Ende läuft über seine Hand und hinterlässt intensiv rote Spuren auf seiner Haut. Ein Tropfen landet auf Deans nacktem Knie.
Dean verschmiert den Fleck und schiebt Sams Arm weg. „Geh weg damit!“
„Ist meine Zunge rot?“, fragt Sam und macht seinen Mund weit auf.
„Deine Zunge ist immer rot, du Spinner.“
„Ist meine Zunge anders rot?“, korrigiert Sam.
Dean wirft einen prüfenden Blick auf eine himbeerrot gefärbte Zunge, kleine, rosa gefärbte Zähne und eine klaffende Zahnlücke im Oberkiefer. „Jepp,“ bestätigt er schließlich.
Sammy grinst zufrieden. „Cool.“ Er macht keine Anstalten, sein Eis weiterzuessen, sondern sieht Dean an.
Dean leckt einen Tropfen von seinem Eis ab, bevor er auf seine Hand tropft und sieht seinen kleinen Bruder genervt an. „Was?“
„Willst du mal kosten?“ Sam schiebt sein Eis wieder in Deans Richtung.
Dean schafft es gerade noch, schnell ein Stück wegzurutschen, bevor das Zeug, dass jetzt frei über Sams Hand läuft, auf seine Hose kleckert. „Nein, iss dein Eis selbst.“
„Okay, aber erst musst du kosten.“
Dean beäugt das ausgesaugte und angesabberte Ende des Eises misstrauisch, aber Sam macht keine Anstalten, das Ding wegzuziehen, bevor Dean nicht gekostet hat und er kann zusehen, wie sich das Eis in dicken Tropfen zwischen Sams gnubbligen Fingern sammelt.
Dean beißt ein hellgezutschtes Stück ab und kaut. Nach dem intensiven künstlichen Orangengeschmack von seinem eigenem Eis schmeckt es fast nur nach Wasser, bloß ein schwaches Aroma von etwas, dass vage an Himbeere oder Erdbeere erinnert. Dean nickt anerkennend mit dem Kopf, Sammy strahlt mit rosa verschmiertem Mund und nimmt endlich sein Eis samt klebriger Hand weg.
Anstatt aber weiter an seinem eigenen Eis zu nuckeln, sieht er erwartungsvoll Deans an. Dean seufzt und hält ihm sein Eis hin. Sam gibt sich sichtlich Mühe, es nicht allzu schlimm abzuschlabbern, aber der Junge besteht nur aus Sabber und klebrigen Händen, aufgeschürften Knien und sonnengebleichtem, fliegendem Haar.
Dean zieht sein Eis wieder weg, als es zu tropfen droht und beide essen zufrieden weiter, bis nur noch der raue Holzstiel übrig bleibt.
Sam leckt seine himbeerrot klebrigen Finger mit seiner himbeerrot klebrigen Zunge ab. Die Farbe ist in die Haut eingezogen und bleibt hartnäckig haften, selbst als der meiste Zucker weg ist.
Dean hat es geschafft, keine klebrigen Finger zu kriegen, aber im Grunde ist es egal. Als ihr Vater sie ruft und sie weiter können, greift Sam mit seiner rot gefärbten Hand nach Deans und sie gehen zusammen zum Auto.