R/I- Vergeben und Vergessen (fürs Team)

Sep 06, 2023 14:19


Team: The Machine
Challenge: R/I- Vergeben und Vergessen (fürs Team)
Fandom: Blind Ermittelt
Charaktere: Alexander Haller, Niko Falk,
Notes: *fährt aufgeregt Slalom um den Prompt und hofft ihn vage erwischt zu haben*



„Musik?“ Niko hatte die Hand schon am Autoradio, aber die Antwort war ein gefauchtes „Nein“. Er zog die Hand wieder zurück. Bevor er losfuhr, warf er noch einen Seitenblick auf Alex, aber der sagte kein weiteres Wort. Niko vermutete, dass der Grund für dessen schlachte Laune der nächtliche Regensturm war, der auch ihn nur schwer hatte schlafen lassen, und der die paar Schritte zum Auto in einen mühseligen Slalom um Pfützen verwandelt hatte. Aber er hatte wenig Lust nachzufragen und noch einmal angeschnauzt zu werden. Eigentlich war er schon schwer versucht gewesen, sich einfach umzudrehen und weiterzuschlafen, als Alex ihn in aller Herrgottsfrühe angerufen, „Wir müssen nochmal zu Wagner. Hol mich ab“, gebellt und aufgelegt hatte, ohne auf Nikos Antwort zu warten. Am Ende war er doch los, weil er erwartete, dass sich die schlechte Laune bald wieder verflüchtigen würde. Bisher hatte sie das aber nicht. An der Tür war er nur mit einem „Na endlich“, begrüßt worden, gefolgt von einem „Jetzt beeil dich.“

Während der Fahrt schaute Niko missmutig auf den Himmel, an dem schon wieder dunkle Wolken aufzogen. Mehr Regen. Mit besserer Laune von Alex, war dann vorerst wohl auch nicht zu rechnen. Eher im Gegenteil, denn die ersten Tropfen fielen schon, als er vor dem Haus ihres Opfers nach einem Parkplatz suchte.

„Regnet wieder“, warnte er.

„Ich weiß“, kam die keifende Antwort, „Taub bin ich nicht.“

Niko beschloss, sich nicht die Mühe zu machen, den Schirm aus dem Auto zu holen. Die paar Schritte zum Haus konnten sie beide nass werden.

Im Haus angekommen, waren sie nicht alleine. Laura stand im Wohnzimmer vor dem Bücherregal, und untersuchte mit müdem Blick jedes einzelne Buch. Sie drehte sich um, als sie sie kommen hörte. „Ihr glaubt auch, dass dieser Vertrag hier irgendwo sein muss?“

„Nein“, knurrte Alex, „Ich verbringe den Sonntagmorgen nur zu meinem Vergnügen hier.“ Laura war Niko einen fragenden Blick zu. Er verdrehte die Augen, und zuckte hilflos mit den Schultern. Letzteres entging auch Alex nicht, weil sie immer noch Arm in Arm standen.

„Ich bin nicht hier, damit ihr ein Kaffeekränzchen machen könnt. Los, in sein Büro.“ Mit einem entschuldigenden Blick Richtung Laura ging er mit Alex dorthin. Dann schloss er die Tür hinter ihnen.

„Du schaust dir das Regal an, ich geh nochmal durch den Schreibtisch.“

Niko rührte sich nicht.

„Jetzt.“

Niko verschränkte die Arme, lehnte sich zurück. „Weißt du. Weder ich noch Laura können was fürs Wetter. Es bringt nichts, wenn du uns anschreist.“

Alex erstarrte, rührte sich für ein paar Sekunden überhaupt nicht. Dann breitete sich Zorn in seinem Gesicht aus. „Du bist nicht meine Mutter und musst nicht an meinem Benehmen rummeckern.“

„Stimmt. Aber du bist auch kein Fünfjähriger mehr, verhältst dich aber gerade trotzdem wie einer.“ Noch einmal flackerte die Wut in seinem Gesicht auf, dann wurde sie von dem Ausdruck ersetzte, der normalerweise dazu führte, dass Niko ihm sofort alles verzeihen wollte. Vielleicht wäre das auch dieses Mal wieder passiert, wenn Alex sich nicht ganz so unausstehlich verhalten hätte. Er rührte sich nicht und wartete.

Mit gesenktem Kopf begann Alex: „Eigentlich mag ich Regen. Mochte ich ...“ frustriert warf er die Hände in die Luft, als wäre er selbst nicht ganz sicher, was denn nun das richtige Wort war. „Drinnen sitzen. Dem Regen draußen lauschen. Das war entspannend“, er lächelte, „aber Spaziergänge im Regen auch. Und ich mags ja auch immer noch. Irgendwie. Aber ich kann alleine nicht mehr raus, ohne mir nasse Füße zu holen, und heute Nacht war es einfach so laut.“ Er seufzte, ergänzte dann nach einer kurzen Pause: „Aber dafür könnt ihr nichts.“ Niko machte einen Schritt auf ihn zu, legte ihm die Hand auf die Schulter. „Ist schon gut.“ Er hatte kein es tut mir leid erwartet. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, wie schwer ihm diese Worte fielen. Aber irgendetwas zuzugeben, das auch nur im entferntesten Sinne als Schwäche ausgelegt werden konnte, fiel ihm noch schwerer.

„Sicher?“ Alex streckte seinen Arm aus, legte die Finger einer Hand sanft auf Nikos Oberarm.

„Ja.“ Als Alex nichts weiter sagte, seufzte Niko: „Jeder hat mal einen schlechten Tag, OK? Ich doch auch. Und wenn ichs zu sehr an Anderen auslasse, brauche ich jemanden, der mir sagt, dass ich mich gerade wie ein ziemlicher Idiot verhalte, dann reden wir drüber und alles ist wieder gut. Klar?“ Alex nickte.

„Und jetzt lass uns hier endlich anfangen. Dann sind wir schneller fertig, und du kannst danach irgendwo ein sehr gutes Mittagessen bezahlen.“

Mit einem Grinsen drehte sich Alex zum Schreibtisch. Und rief schon nach Niko, bevor der mit dem ersten Regalfach fertig war. „Hey, hier ist was!“ Er drehte sich um, und sah gerade noch, wie sich der doppelte Boden einer Schublade löste, und eine dünne Mappe herausrutschte.

„Und ich dachte, sowas gibts nur bei Agatha Christie.“

„Was ist es?“

Niko überflog die Seiten. „Also Werbeprospekte sinds schon mal nicht. Laura!“ Sie kam durch die Tür und studierte die Mappe interessiert. „Sehr gut. Die ach so unwissende Frau Löhr wird uns ein paar Fragen beantworten müssen.“

Alex lächelte und wurde dann gleich wieder ernst. „Ich ... vorhin ... ich hätte dich nicht so anfahren sollen. Ich ... das Wetter macht mir zu schaffen, aber dafür kannst du ja nichts.“

Mit offenem Mund schaute Laura von Alex zu Niko und wieder zu Alex, bevor sie sagte: „Ist ... schon OK.“ Dann wandte sie sich grinsend an Niko: „Wirklich beeindruckend, Herr Falk.“

„Ich hab ihn nur dran erinnert, wer ihn dann heimfährt.“ Er gab Alex einen sanften Stoß. Laura zog die Augenbrauen hoch. „Ja genau das wirds gewesen sein.“

Alex griff nach Niko, „Dann werde ich dich jetzt daran erinnern, wer das Mittagessen bezahlen soll.“

team: machine, failte_aoife, inspiration, blind ermittelt

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