Der Pfandleiher (Original) - verspätet, sorry!

May 16, 2008 09:22

Titel: Der Pfandleiher
Schreiberling: agadinmar
Fandom: Original (bzw. die Hauptfigur gehört T-REX)
Genre: Realität und Fantasie liegen nah bei einander...
Rating: P-13 oder so
Wordcount: 2566
Prompt: John Lennon - Jealous Guy
A/N: Diese Geschichte gehört zu der Sorte, die dem Prompt erst noch den Arm bricht, statt es einfach zu benutzen. Daher ist das hier keine Songfic und handelt auch nicht einmal von einem eifersüchtigen Mann - höchstens sehr entfernt. Aber man kann das Lied laufen lassen, wenn man die Geschichte liest. Ich glaube, das würde Lithon und Wendelin gefallen.
Und Lithon, der Schwarze... nun, er begleitet mich seit 13 Jahren und lässt sich immer mal wieder blicken. Back to the roots, baby...
und wie immer: noch ungebeta'ed. sorry.



Lithon mochte schöne Dinge und in seinem Laden gab es unendlich viele davon. Manche von ihnen waren so klein wie Knöpfe, andere brauchten ein eigenes Regalbrett und wieder andere waren so groß, dass er sie nicht in seinem kleinen Geschäft aufbewahren konnte.

Den Laden hatte er in den Fünfzigern übernommen und schon damals hatte sich die Fassade des alten Hauses in einem bemitleidenswerten Zustand befunden. Seine Kunden störte der abblätternde Putz und das ausgetretene Linoleum nicht, dessen Zitronengelb inzwischen die Farbe von geronnenem Fett hatte, und ihm war es so lieber.

Auch die neuen Fenster, die ihm die Hausverwaltung angeboten hatte, die verbesserte Beleuchtung oder die elektrischen Rollläden, alles hatte er dankend abgelehnt. Gute Dinge zu verändern war wie einen gesunden Zahn zu ziehen.

Die alte Ladentheke ächzte unter seinem Gewicht, als er seine massigen Unterarme aufstützte, eine zerknitterte Tageszeitung vom Vortag in der einen und eine Kaffeetasse ohne Henkel in der anderen Hand. Kaffeesatz verwandelte seine Zunge in Schmirgelpapier, als er einen großen Schluck seines kalten Kaffees nahm. Genüsslich leckte er sich die wulstigen Lippen.
„Heute wird er kommen, Wendelin.“

Der alte Kater hob träge den Kopf, blieb aber auf dem alten Grammophon liegen. Das Fell war schattengrau, was ihm hervorragende Tarnung im Rest des Ladens bescherte, denn abgesehen von dem ausgedrehten Plattenteller, der täglich als Katzenausguck diente, sammelte sich auf den anderen Stücken der Staub der Jahre.
Wendelin fehlte ein Auge und das verbliebene war trüb, was aber in dem vernarbten Gesicht nicht weiter auffiel. Er maunzte leise.

Normale Leute mieden diesen Ort, unbewusst wendeten sie ihre Blicke ab, wann immer sie die schmierigen Schaufenster passierten. Lithon konnte die wenigen Male, dass sich ein Passant in sein Geschäft verirrt hatte, an seinen großen, dunklen Fingern abzählen.
Sie nannten ihn den Schwarzen, leise, als dürfte er sie nicht hören, dabei waren ihm Namen vollkommen egal.

Wenn es an der Zeit war, dann kamen sie zu ihm, so wie sie immer zu ihm gekommen waren. Und er hatte noch nie jemanden fort geschickt - niemanden, der wirklich etwas hatte, was er bei ihm in Zahlung geben konnte.
Früher, als er noch jünger war, war er das gewesen, was man damals einen fahrenden Händler nannte. Heutzutage lohnte sich der Aufwand nicht mehr. Dank U-Bahnen und Zügen, Autos und Bussen war es einfacher, wenn die Leute zu ihm kamen.

Sie fanden ihn immer.

*

Thomas war spät dran, zumindest vermutete er das. Er kam immer zu spät, weil er selten so klar war, dass er sich dafür interessierte, ob es helllichter Tag oder stockdunkel war.

Er schulterte den ramponierten Eastpack-Rucksack -- built to resist for life, so ein Dreck! (Aber vielleicht durfte man sich geklauten Dingen nicht beschweren) -- und lief die Straße entlang in Richtung Bahnhof. Seit seinem ersten Besuch in dem kleinen Ramschladen, hatte er sich gar nicht mehr die Mühe gemacht nach Hause zu gehen. Es war Frühling, fast Sommer und die milden fünfundzwanzig Grad reichten, um im Stadtpark zu campieren.
Außerdem war der Weg so um einiges kürzer. Statt von dem Plattenbau, in dem er mit dem kläglichen Rest seiner Familie wohnte, bis zum Bahnhof zu kommen, brauchte es sonst fast vierzig Minuten. Jetzt waren es nur fünf.

Schon von weitem konnte er das ausgeblichene Geschäftsschild sehen, mit dem verwobenen Symbol, das aussah, als käme es von einem dieser Tolkien-Bücher. Erst wen man direkt darunter stand, den Kopf in den Nacken legte wie ein Kind, das zu einem Riesenrad hinaufstarrt, erst dann sah man, dass es drei Buchstaben waren die sich umeinander wanden.
COR.

Er wusste nicht, was sie bedeuteten, aber es gefiel unheimlich gut.

*

Ein breites Lächeln spannte sich über Lithons Gesicht und er faltete die Zeitung zusammen und legte sie auf die Theke. Vor seinem Laden stand ein junger Mann, die herausgewachsene Frisur in drei verschiedenen, verwaschenen Farben und genauso fleckig und ungewaschen, wie die Kleidung, die er am Leibe trug.

Wahrscheinlich war der Schritt zu ihm zu kommen für Thomas leichter, als für manch anderen und darum mochte Lithon den Jungen. Es gab nur wenige Menschen, die schon so früh nach ihm suchten, wirklich suchten und dann auch fanden. Thomas war hier.

Wie zur Bestätigung seiner Gedanken ertönte das Windspiel über der Ladentür, als diese geöffnet wurde. Zwei der sechs Schellen fehlten, daher klang die Melodie unvollständig, aber Thomas lächelte, als er eintrat.

„Gibt’s hier irgendwas, das funktioniert?“ Eine wischwassergrüne Haarsträhne hing in sein Gesicht, verdeckte den wundersamen Regenbogen aus Blau und Grün und Gelb, in den sich sein Veilchen mittlerweile verwandelt hatte

„Es gibt hier viele gute Dinge.“ Lithon lachte und hielt ihm eine seiner Pranken entgegen. „Man muss sich nur die Mühe machen und suchen.“

Thomas kam näher, streckte seinen dürren Arm aus und ergriff Lithons Hand. Schwarze Halbmonde lagen unter den Fingernägeln des Jungen und seine Handfläche klebte an Lithons warmer Haut.

Die dünnen Lippen des Jungen zuckten, ein fahles Lächeln, als Lithon den Ärmel des ausgeleierten Sweaters hochschob. Brandige Wunden, einige alt und verschorft, andere frisch und eiternd, und in allen die klitzekleinen düsteren Münder unsauberer Einstiche.

„Ich kann das nicht mehr.“ Thomas Stimme war leise, hatte nichts mehr vom Straßenbiss und der Schnodderigkeit, mit der er sich sonst durch den Tag half. „Das... das letzte mal... weißt du, was ich dafür machen musste?“

Lithon lächelte den Jungen an, zog ihn zu sich. Es war immer anders und trotzdem immer gleich für ihn, etwas, an das er sich wohl nie gewöhnen würde.
„Du kannst mir nichts erzählen und das weißt du, Thommy. Hast du das mitgebracht, was ich dir gesagt habe?“

Der Junge nickte und löste sich aus der Umarmung, schwerfällig, wie ein Fisch aus einem Netz. Der Eastpack murrte und sperrte sich ein paar Mal, als Thomas den Reißverschluss zog, doch dann gab er mit lautem ratschen nach und den Blick frei, auf eine alte Schallplatte.

„Ah, wunderbar!“ Ein herzliches Lächeln tauchte Lithons Teerpfützenaugen in warmes Licht, als würde er von innen zu strahlen beginnen. „Die ist ja in tadellosem Zustand. John Lennon... großartiger Mensch.“

Thomas’ dreckige Fingerspitzen strichen gedankenverloren über das schöne Cover der LP, folgten der schwungvollen Widmung in der oberen Ecke. „Meine Ma hat sie gehütet, als wäre die Platte heilig... weil er was drauf geschrieben hat.“

Lithon nahm die Platte und betrachtete die wenigen Worte. „For Elsa, Love is all we need - John ♥ Elsa war deine Mutter?”

“Sie war ein echter Fan... und die dämliche Platte ist alles, was ich noch von ihr hab.” Thomas drehte sich von Lithon und der Platte weg, fast so, als könnte er den Anblick der beiden nicht mehr ertragen.

„Du solltest mir das bringen, was dir wichtig ist. Ich schätze, du hast deinen Teil der Abmachung erfüllt.“ Langsam nickte Lithon und zog die alte Schallplatte aus ihrer makellosen Hülle und legte das dunkle Ungetüm auf seine Theke. Mit Fingern, die eigentlich eher zu einem Bergarbeiter gepasst hätten, als zu einem Händler, knibbelte er den runden Aufkleber, der auf der Mitte der Platte klebte, ab. Das alte Papier löste sich mit raschelndem Atem, zerfaserte in drei spitze Zunge und hinterließ nur den verstümmelten Album-Titel.

Thomas Augen weiteten sich, als er sah wie Lithon die Platte verschandelte, und sein Mund öffnete sich zu einem entsetzten O. „W-was soll das?“

Lithon ließ die Schnipsel fallen und ging um die große Theke herum, zu dem alten Grammophon. Wendelin sah ihn prüfend an, das trübe Auge ein grimmiger Schlitz, als ahnte er schon, dass er seinen Lieblingsplatz verlassen sollte.

„Sch-sch, Wendel.“ Seine Stimme war so dunkel wie immer, doch er wusste, dass Thommy sie jetzt zum ersten Mal wirklich hörte. Der erste Schritt war getan.

„Du wirst sie kaputt machen, oder?“

Der Junge war ihm zum Grammophon gefolgt, beobachtete jede seiner Bewegungen, als er die Platte auflegte. Die Nadel des Tonarms war schon vor Ewigkeiten abgebrochen und produzierte längst keine Klänge, sondern nur das dissonante Knarren amputierter Töne.
„Nicht ich. Du.“

Thomas Haut war blass. Das Dunkelste an ihm waren die langsam verblassenden Blutergüsse und die purpurnen Narben, und als Lithon den Arm um seine dürren Schultern legte, schien der Bursche fast zu flimmern, so stark war der Kontrast zu Lithons dunkler Haut.
Vorsichtig griff er die Hand des Jungen und legte sie auf den Arm des Grammophons.
„Fang an, wenn es Zeit ist.“

Thomas drehte den Kopf, presste die Wange kurz an Lithons gigantischen Brustkorb und sah sich in dem kleinen Laden um. Das alte Sofa, bei dem zwei Beine durch ausgelesene Bücher ersetzt waren. Eine Anrichte, bei der die Glasscheiben fehlten. Eine rauchschwarze Kommode, die noch nach dem Feuer roch, aus dem sie wohl gerettet worden war.

Wendelin hatte inzwischen auf der Theke Stellung bezogen, kratzte mit den gesplitterten Krallen seiner Vorderpfote auf der Plattenhülle, als plane er dort einen neuen Schlafplatz einzurichten.

Lithons Augen folgten Thommys Blick und zufrieden sah er, dass der alte Stubentiger die ersten tiefen Riefen in John Lennons Gekrakel geschlagen hatte.

Vorsichtig, als hätte er immer noch Angst um das alte Andenken, senkte Thommy die Hand und mit ihr den Arm des Grammophons. Für den Bruchteil einer Sekunde ertönte der Klang von John Lennons Stimme, doch dann verwandelte er sich in den schmerzhaften Schrei einer kaputten Nadel auf altem Vinyl.

Kratzer um Kratzer zeigte sich auf der Platte, ein Muster, das tiefer lag, als die eigentlichen Tonrillen. Lithon wusste, dass dies der Teil war, der den Menschen am meisten weh tat und darum war es gut, dass es immer so schnell vorbei war.

„Schließ jetzt die Augen, Thommy.“ An diesem Punkt sträubten sich die Menschen nie und auch Thomas kam seiner Bitte sofort nach. „Das, was du bei mir eintauscht, sitzt nicht hier...“ Mit zwei Fingern tippte Lithon gegen Thommys Schläfe. Der Stachel von Erinnerung saß immer tiefer, bohrte solange, bis er das traf, was am meisten schmerzte.

Auf dem verdreckten Hemd sah seine schwarze Hand noch riesiger aus. Lithon schob sie vorsichtig an den richtigen Platz, links, auf den oberen Rippen, kurz vor der Achsel.
Dass er den richtigen Ort gefunden hatte, merkte er augenblicklich, als seine Hand zu dem glühenden Eisen wurde, in das sie sich immer zu verwandeln schien. Schmerzen zogen in seinen Arm, seine Brust, ließen seine Atmung krampfen, als sei ein Blitz in ihn gefahren.

Im gleichen Augenblick begann der Körper von Thomas zu zucken, epileptisch, als hielte jeder Nerv an dem fest, was Lithon ihm nahm.
Schweiß rann über seine zerklüftete Stirn, formte gläserne Perlen auf seiner Oberlippe, und er schlang seinen zweiten Arm um den Jungen, damit dieser nicht zu Boden sackte.

„Nicht mehr lang, nicht mehr lang“, flüsterte er, in der Hoffnung, das Thommy ihn hörte und das sanfte Schnurren von Wendelin hinter ihm, bestätigte, dass er Recht hatte.

Der Spuk war so schnell vorbei, dass es sich kaum lohnte auf die Uhr zu sehen, doch Lithon fühlte sich, als wären es Tage gewesen. Seine Hand brannte und pochte, als wäre sie unter einen Schmiedehammer geraten.

Langsam ließ er den stillen Körper des Jungen zu Boden gleiten, betrachtete kurz die schwelenden Buchstaben, die seine Hand auf Thommys Brust hinterlassen hatte.

COR.

Verwunden, verbunden und fließend. Child of Rarn. Es war geschafft.
*

“I was dreaming of the past...“

Die sanften Klänge des Lieblingsliedes seiner Mutter weckten Thommy und für einen Moment dachte er, er wäre tatsächlich wieder daheim - auch wenn ihm momentan die Erinnerung daran, was sein wirkliches Heim war, zu fehlen schien. Zum ersten Mal seit seinem achten Lebensjahr blieb das gute Gefühl und wurde nicht direkt von der Flut aus Erinnerungsfetzen weggeschwemmt, zum ersten Mal hatte er keine Alpträume gehabt (Alpträume? Er? Das war doch lächerlich! Ihm ging es gut.)

Unter seinen Händen fühlte er den feinen Samt eines Sofas und als er sich aufsetzte, erkannte er, dass es das altmodische Ding aus Lithons Laden war - nur, dass dieses aussah, als käme es geradewegs vom Fließband.

Erstaunt setzte er sich auf. Alles an diesem Ort kam ihm bekannt vor, aber gleichzeitig so fremd, dass es fast gruselig war. Die alten verstaubten Deckenlampen strahlten in neuem Glanz, der Linoleumboden war glatt und ohne Trittspuren, duftete sogar mit der leicht künstlichen Frische von Essigreiniger.

Die Regale sahen nicht mehr alt aus, sondern wirkten, als hätte sie jemand abgehobelt und neu gestrichen. Auch die Knicke und Risse der Bücher, die auf den Regalen warteten, waren verschwunden.

Der Boden knackte unter den schweren Schritten des riesigen Ladenbesitzers, der lächelnd aus einem kleinen Kabuff hinter der Theke trat. Auch Lithon hatte sich verändert. Es sah aus, als hätte er mindestens dreißig Jahre abgestreift und viele der kleinen pockennarbigen Veränderungen auf seinem Gesicht waren verschwunden.
„Na? Wieder unter den Lebenden?“

Warmer Geruch von frischem Kaffee kroch in Thommys Nase und er sah sehnsüchtig auf das Tablett, das Lithon trug. Zwei alte Tassen, makellos und schön, mit riesigen Blumen und Goldrand verziert, sodass sie eigentlich nur Damen jenseits der sechzig wirklich lieben konnten - und auf passenden Tellern lagen frische Brötchen. Mit Marmelade.

„Wow, das nenn ich ein Frühstück.“ Thommy griff nach einem der Brötchen und biss genüsslich herein.

In den großen schwarzen Händen wirkte die Tasse aus zartem Porzellan, als müsste sie jeden Augenblick zerbrechen. Grinsend trank Lithon einen großen Schluck Kaffee.

„Es ist nebelig draußen.“ Thommy deutete auf das große Fenster. Aus irgendeinem Grund hatte er es staubig und mit Unmengen fast artistischer Seifenschlieren in Erinnerung. Jetzt war der Gedanke, dass Lithon seinen Laden so ungepflegt halten könnte, beinahe lächerlich.

„Das ist es immer am Anfang...“ Die Platte kam zu ihrer letzten Drehung und Lithon ging zu dem Grammophon, das jetzt einem wahrhaftigen Museumsstück glich. Mit einer Eleganz und Leichtigkeit, die man seinen Händen nicht zugetraut hätte, verpackte er die schwarze Scheibe wieder in ihrer Hülle. „Ich werde sie solange für dich aufheben. Du kannst jederzeit zurück tauschen, vergiss das nicht.“

Thommy nickte, „Ich glaube nicht, dass du etwas hast, das ich wirklich wiederhaben will.“

*

Das Windspiel oberhalb der Tür bestand aus sechs Schellen, die alle durch die Bewegung der Tür zu einer verträumten Melodie spielten.

Thommy hatte sich über das Frühstück gefreut, auch wenn er gar nicht mehr wusste, dass das für ihn keine Normalität war - lange Schatten alter Erinnerungen. Lithon lächelte. Es war besser so.

Menschen waren für ihre Sorgen manchmal viel zu klein und dann kamen sie zu ihm.

Die Platte von Thommys Mutter platzierte er gut sichtbar auf dem Regal direkt hinter der Theke. Thommy war ein guter Junge und Lithon hatte ihn, trotz des Gestanks und der ungewaschenen Kleidung sofort gemocht. Die Platte bekam einen Ehrenplatz.

Der letzte zittrige Klang des Windspiels verebbte und die Tür fiel mit dem dumpfen Pochen zu, mit dem sie immer schloss. Stille senkte sich über den Laden und Lithons schwere Lider senkten sich. Sobald er sie wieder öffnen würde, wäre alles beim Alten. Schon jetzt war der frische Geruch von Kaffee verschwunden, wechselte geisterhaft zu dem schweren Potpourri aus Mottenkugeln, Staub und altem Holz.

Seufzend rieb sich Lithon die Augen, ging dann zu dem wackeligen Tisch, den er an das verlauste Sofa gerückt hatte, damit der Junge etwas essen konnte. Das Tablett hatte nur noch einen Griff, daher balancierte er es auf seiner großen Hand, die beiden Tassen - eine mit Sprung, die andere mit tiefen Kerben im Rand - rutschten verdächtig darauf hin und her.

Noch einmal sah er zu der verstümmelten Platte, die jetzt hinter der Theke auf dem Regal stand. Wendelin hatte von Lennons Unterschrift nicht viel übrig gelassen.

Lächelnd begann er aufzuräumen. Lithon mochte schöne Dinge - und sein Laden war voll davon.

agadinmar, original

Previous post Next post
Up