Team: Metaphermorphose
Challenge: Crack/Humor: "Das schmeckt komisch" (Päckchen 8)
Fandom: Youtuber (Berliner Cluster)
Wörter: ~1100
Pairing/Personen: Frodo/Flo
Anmerkung: Wir nähern uns dem Ende der Bodenbelagverschwörung. Frodos Herz schmilzt endgültig. Flo hat Probleme mit Fleischersatzprodukten. Fortsetzung von
Auf den Fliesen An jeder roten Ampel bemerkt er wiederholt, dass er mit dem linken Knie hibbelt. Betont legt er dann den ersten Gang ein, damit er auf der Kupplung stillsteht.
Es ist August und heute mit 28 Grad direkt mal ein milder Tag. Er dreht die Klimaanlage hoch.
Ja okay, er ist nervös. Seit drei Tagen hat er nichts von Flo, dem smarten sonnenbrandgeröteten Techniker vom Supplier, gehört. Seit drei Tagen hat er immer wieder auf sein geöffnetes Whatsapp gestarrt und doch nicht geschrieben. Bis Flo sich dazu entschloss, ihn zu erlösen.
Heute Abend um acht aufm Hornbach-Parkplatz. Schaffst du das?
Natürlich schafft Max das. Flo könnte ihn zu Mitternacht nach Buxtehude beordern und er würde hinfahren. Das ist so simpel wie unheimlich.
Er fährt auf den Parkplatz vor, dem Strom der Heimkehrer entgegen. Drüben am Eingang zerren junge Männer in Hornbach-Shirts Rollenregale mit Hortensien und Hibiscuspflanzen nach drinnen. Max sucht das Areal ab, bis er weiter vom Schuss Flo in seiner üblichen schwarzen Kluft entdeckt, wie er sich lässig gegen eine massive, dunkle Karre lehnt. Max rollert gemächlich herüber und parkt neben ihm ein. Ein Chevrolet Camaro.
Beim Supplier scheint man gut zu bezahlen, obwohl der Pleitegeier schon kreist.
Flo umrundet Max' BMW, öffnet die Beifahrertür und gleitet in einer eleganten Geste ins Auto hinein.
Was den Sonnenbrand angeht, so hat er Recht gehabt - die Rötungen sind weg und haben dem perfekt gebräunten Teint wieder Platz gemacht. Max findet das unfair. Wenn er Sonnenbrand bekommt, wird er danach höchstens hellrot bis dreckig-braun. Er betrachtet den Mann neben sich in all seiner sommerdunklen Schönheit.
Überschlag dich nich'!, flüstert er lautlos seinem gegen den Brustkorb pochenden Herzen zu.
„Hi Frodo“, sagt Flo.
„Hi Flo“, erwidert Max. Er will nicht schon wieder starren, also guckt er betont durch die Windschutzscheibe nach vorne, wo sie den Baumarkt schließen.
„Hat dieser super geheimnisvolle Treffpunkt 'nen Grund?“
Flo zuckt mit den Schultern;
„Erschien mir 'n bisschen besser als 'ne Toilette.“
„Oh“, erwidert Max. Er versucht dagegen anzusteuern, dass er unwillkürlich tiefer im Sitz zusammensinkt. Eigentlich hat er sich fest vorgenommen, sich für seine - zugegeben sehr durstige - Blowjobaktion nicht zu schämen. Jetzt fällt ihm das äußerst schwer.
„Flo, wenn ich da neulich was übertrieben hab, tut's mir echt leid. Ich wollt' nich'... ich hätt' nich'...“ Er macht eine hilflose Geste mit den Händen, die er von sich eigentlich nicht kennt.
Flo entgegnet erstmal nichts. Was er tut, ist folgendes: Er legt Max die Hand unters Kinn, damit er ihn in seine Richtung dirigieren und küssen kann. Es ist so zärtlich, dass Max' Herz jetzt nicht mehr nur pocht, sondern allem Anschein nach zwischen seinen Rippen zu Pampe zerschmilzt.
„Alles zu seiner Zeit“, murmelt Flo. „Ich hab's dir versprochen, schon vergessen?“
Max schluckt. „Okay“, nuschelt er.
„Gut.“ Flo lehnt sich zurück. „Aber davor lass uns diesen Krimi zuendebringen.“
Er möchte gerade weiterreden, als sein Magen sich knurrend dazwischen schiebt. Mit erhobener Augenbraue richtet Flo den Blick auf seinen Bauch: „Schnauze!“
„Im Handschuhfach is' 'ne Kleinigkeit“, sagt Max. „Wenn du willst. Also, was hast'e denn jetz' rausgefunden?“
Flo klappt das Handschuhfach auf und fördert eine flache Plastepackung zutage.
„Uuh, Beef Jerky.“ Er pfeift anerkennend zwischen den Zähnen, bevor er fortfährt;
„Also, ick hab mir die Schneider von diesem Verlegeservice gegriffen. War 'ne lange Diskussion.“
Er öffnet die Packung, zieht ein Stück von dem Jerky heraus.
„Du hast keene Ahnung, wie lange ich die beschwichtigen musste. Es stellte sich heraus, dass die nich' unterkühlt war, sondern schlicht und ergreifend eingeschüchtert.“
„Eingeschüchtert?“, wiederholt Max.
„Man hat die anscheinend echt bearbeitet.“ Flo schiebt sich das Essen in den Mund; „Aber irgendwann isse aufgetaut und hat blicken lassen, was eigentlich Sache war und - das schmeckt komisch.“
Er schmatzt demonstrativ auf dem Jerky herum.
„Sicher, dass dit noch gut is'?“
„Das is' vegan“, sagt Max sachlich.
Sein Gegenüber bedenkt ihn mit einem Blick puren Entsetzens.
„Was war denn jetz' eigentlich Sache“, lenkt Max das Gespräch zurück. „Lass dir doch nich' allet aus der Nase ziehen!“
„Also, sie hat angedeutet, dass der Mensch, der in allen Reklamationsfällen den Boden verlegt hat, dit vorsätzlich falsch gemacht hat.“
Flo zieht ein langes Gesicht während er noch immer auf dem Jerky rumkaut. Er legt die Packung ins Handschuhfach zurück.
„Und sie hat uns neulich angelogen - der Typ wurde gar nich' gefeuert. Also habe ich drum gebeten, den dazu zu holen. Alter, wer verbricht veganes Beef Jerky?“
Er schüttelt den Kopf, ehe er fortfährt;
„Jedenfalls kam der dazu, hielt mir 'nen Vortrag darüber, dass er sehr wohl weiß, wie man anständig verlegt und von wegen verletzter Stolz und hastenich'gesehen. Der Punkt is' auf jeden Fall: Der Kerl hat das Material mit Absicht falsch verlegt. Das wurde von außen angeregt.“
Flo spricht mit Italics in der Stimme, was also heißt, dass er ein direktes Zitat anführt.
Max lehnt sich im Sitz zurück, umfasst sein Lenkrad und überlegt kurz.
Er blinzelt auf die leblose Nadel seines Tachos, als ihm es ihm klar wird.
„Willst du mir ernsthaft erzählen“, setzt er an und sieht wieder zu Flo herüber. „Dass die beiden angestiftet wurden, Reklamationen zu produzieren, um...“
„Jupp“, sagt Flo und macht die passende Kopfbewegung dazu.
„Det is' doch irre!“
„Ich weeß.“
Max schweigt für einen Moment. Wenn sein Herz sich vorhin nicht selbst karamellisiert hätte, hätte er jetzt einen sehr ungesunden Puls.
„Was für 'ne scheiß dreckige Angelegenheit“, murmelt er finster. „Dit kann ick nich' auf uns sitzenlassen.“
„Wir könnten da ein Riesending draus machen“, sagt Flo nickend. „Anzeige, Gerichtsprozess, die janze Chose. Aber das würde ewig dauern und wäre letztendlich richtig peinlich.“
„Ja, nee.“ Max schüttelt den Kopf. „Würden deine Leute das wirklich wollen?“
„Natürlich nich'. Bis dahin wär'n wa drei Mal pleite.“
Er denkt kurz nach und wirft einen Blick auf die Uhr.
„Der Gerhardt is' bestimmt noch im Büro“, überlegt er laut. „Stefan sicher auch. Lass uns hinfahren und dit klären. Jetzt, sofort. Was hältst du davon?“
Er blickt Flo an und dieser verzieht ganz langsam seinen Mund zu einem unheilvollen Grinsen.
„Oh Frodo.“ Er säuselt schon wieder. „Ich wusste doch, dass du der perfekte Partner in Crime bist. Warum nur fährt jemand wie du mit veganem Jerky durch die Kante?!“
Max legt den Kopf schief und blickt ihn herausfordernd an.
„Weil es nur ein Stück Fleisch gibt, was ich in den Mund nehme“, erwidert er und genießt den Augenblick, in dem Flo sich wegen des unterirdischen Witzes sichtbar windet.
„Und jetzt schnall' dich entweder an oder steig in deine Angeberkarre, damit wir meinen Chef aufmischen können!“