Heiratsantrag [Romantik/Intimität: Altmodisch - Für mich]

Sep 24, 2019 12:56

Titel: Heiratsantrag
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Romantik/Intimität: Altmodisch - Für mich
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: PG-13
Genre: Slash, ER, Fluff
Warnungen: None
Zusammenfassung: Thorsten kann manchmal sehr altmodisch sein, und das ist auch gut so…
Wörter: ~1350
Anmerkungen: Wieder so ein Teil, das einfach nur ein kleiner Schnipsel werden sollte und dann irgendwie so ein bisschen ausgeartet ist. Es ist irgendwie auch gar nicht so geworden, wie ich das gedacht hatte, weil sich Thorsten und Sebastian beide einfach nicht benommen haben. Und ohne Beta ist es auch noch, aber egal. Endspurt, Punkte und überhaupt…

Kann in gewisser Weise als Fortsetzung von „Beziehungsfragen“ gelesen werden.


Heiratsantrag

‚Altmodisch‘ war von allen Adjektiven, die Sebastian einfielen, um Thorsten zu beschreiben, vermutlich das ungewöhnlichste. Aber es stimmte. Thorsten war manchmal extrem altmodisch. Im besten Sinne. Erst gestern hatte er Frau Álvarez wieder in den Mantel geholfen und nur ein paar Tage vorher, Nika seinen Stuhl angeboten - was sie zum ersten Mal ohne Kommentar einfach angenommen hatte. Und dass er Frauen die Tür aufhielt und ihnen den Vortritt ließ, war so selbstverständlich, dass es selbst Sebastian inzwischen kaum mehr auffiel. Deswegen hatte es ihn dann doch schon ein bisschen gewundert, wie wenig Interesse Thorsten daran zeigte, zu heiraten.

Gut, die Frage von Frau Álvarez bei ihrer improvisierten kleinen Feier anlässlich der Entscheidung des Bundestages war schon ein wenig überraschend gekommen. Bis dahin hatten sie ja auch noch geglaubt, sie hätten ihre Beziehung vor den Kollegen gut verborgen - schließlich hatte nie jemand auch mit einem Wort etwas angedeutet. Das hatte sich dann aber auch ganz schnell geklärt: Die werten Kollegen hatten eine Wette laufen, und der erste, der eine Andeutung gemacht hätte, hätte automatisch verloren. Mit ihrer Frage hatte die Frau Staatsanwältin zwar ihre Chancen auf den Gewinn der Wette zunichte gemacht, aber, Zitat: „Ihre Gesichter sind es wert gewesen.“

Wer solche Kollegen hatte, der brauchte wirklich keine Feinde mehr. Nachdem sie diesen Schock dann überwunden - und mit den Kollegen auf ihre Beziehung angestoßen - hatten, hatte Thorsten erst mal sehr ausweichen auf die Frage reagiert. Nur weil es jetzt erlaubt sei, hieße das ja noch lange nicht, dass man es jetzt sofort tun müsste. Schließlich wären sie ja bisher auch ohne Trauschein sehr glücklich gewesen, und so weiter und so fort.

Ein bisschen getroffen hatte Sebastian das schon, auch wenn er das niemals zugeben würde. Natürlich hatte Thorsten nicht unrecht. Sie waren glücklich zusammen. Auch ohne Trauschein und bisher hatten sie eigentlich auch nie weiter darüber nachgedacht, irgendetwas ‚offiziell‘ zu machen. Sie hatten keine Kinder, die abgesichert werden müssten - Maja und Henry lebten ja sowieso bei Julia -, zu vererben hatten sie beide nicht viel und alles andere konnte man mit Verfügungen und Vollmachten ganz prima ohne Heiratsurkunde regeln. Aber jetzt, nachdem die Frage auf dem Tisch war, war es ein bisschen wie mit der Büchse der Pandora. Er konnte sie einfach nicht wieder vergessen und wenn er ganz ehrlich war, dann war da schon so eine gewisse Sehnsucht. „Mein Mann“, das klang schon anders, als „mein Freund.“ Verbindlicher, fester irgendwie. Vielleicht war er da auch ein bisschen altmodisch.

Deshalb hatte er das dann auch nochmal angesprochen, zwei Abende später, als sie gemütlich zuhause beim ‚Tatort‘ auf dem Sofa gekuschelt hatten. Weil er auch so ein bisschen gedacht - oder gehofft? - hatte, dass Thorsten von der Frage einfach nur komplett überrumpelt worden war, dass er einfach nichts hatte sagen wollen, bevor sie nicht die Chance gehabt hatten, sich mal in Ruhe darüber zu unterhalten. Aber das war es nicht gewesen. Thorsten war auch zuhause, ganz entspannt in ihrem Wohnzimmer nicht viel angetaner von der Idee gewesen. Dabei war Sebastian ihm nicht mal mit der großen Liebe gekommen, ‚bis dass der Tod uns scheidet‘ und so. Dafür war Thorsten einfach nicht der Typ - und er selbst nach seiner Scheidung auch nicht mehr. Also hatte er nur bemerkt, dass das ja doch einfacher wäre, so mit einem Trauschein. Weniger Papierkram, mehr Rechtssicherheit und überhaupt viel unkomplizierter. Man müsste ja auch gar keine große Sache davon machen. Ganz privat, nur sie beide.

„Mhmm“ und „Mal überlegen“, hatte Thorsten gebrummt und sich dann sehr demonstrativ wieder auf den Tatort konzentriert. Dabei war es eine Wiederholung gewesen. Chimäre irgendwas. Thiel und Boerne als schwules Paar. Sehr passend. Aber weitergebracht hatte ihn das dann auch nicht. Das war vor drei Wochen gewesen und seither war das Thema auch nicht mehr zur Sprache gekommen.

Vielleicht war heiraten doch einfach zu romantisch für Thorsten. Oder zu verbindlich. Oder beides. Oder eben doch einfach zu altmodisch. Immerhin war Thorsten fast zwanzig Jahre älter als er selbst und Maja fand ihn cool. Auch mit fast achtzehn noch. Und so ein Prädikat verlieh seine Tochter niemandem, der auch nur vage im Verdacht stand, altmodisch zu sein oder - neuerdings - romantisch. Erst vor ein paar Tagen hatten sie ihm erklärt, dass Romantik für kleine Mädchen wäre, die noch an Prinzen auf weißen Pferden glaubten, aber nicht für erwachsene, emanzipierte Frauen. Er hatte gar nicht erst versucht, ihr zu erklären, dass sie durchaus beides haben konnte - und er hatte ihr auch nicht verraten, dass Thorsten zwar vielleicht nicht grundsätzlich romantisch war, durchaus aber auf sehr romantische Ideen kommen konnte.

So wie heute Abend. Ein Candle-Light-Dinner zu ihrem Jahrestag, genau in dem Restaurant, in dem sie das erste Mal ein echtes Date gehabt hatte - damals in dieser Zwischenzeit, als sie beide nicht sicher gewesen waren, was sie mit ihren Gefühlen machen wollten. Die Terrassen über dem Neckar im Kerzenschein, gutes Essen und noch besserer Wein, leise Musik und ganz viel Zeit und Ruhe. Das war schon irgendwie Romantik pur. Oder wäre es gewesen, wenn er nicht ganz allein hier gesessen hätte. Thorsten war vor fast fünfzehn Minuten mit dem Kommentar, dass er mal eben zur Toilette wollte, verschwunden und seither nicht wieder aufgetaucht.

Sebastian seufzte leise und nahm einen Schluck von seinem Wein. Bisher war der Abend ja echt schön gewesen - sie hatten es sogar geschafft, die leicht angespannte Stimmung, die seit der Frage nach der Hochzeit zwischen ihnen herrschte, zuhause zu lassen. Jetzt gerade allerdings begann seine Laune dann doch leicht zu kippen. Wenn es nicht so fürchterlich klischeehaft - und vor allem so völlig unthorstenhaft - wäre, dann würde er jetzt ja befürchten, dass Thorsten sich heimlich aus dem Staub gemacht hatte. Aber ersten war das hier keine schlechte Hollywood-Komödie, in der Männer vor Heiratsanträgen wegliefen und zweitens war Thorsten einfach nicht der Typ für sowas. Er redet, er haute nicht einfach ab. Hoffte Sebastian jedenfalls. Oder war was passiert? Ein Überfall? Eine Geiselnahme, die er hier draußen gar nicht mitbekommen hatte. Das Restaurant lang ja schon ziemlich einsam und…

Hinter ihm ging die Tür auf. Mit einem Ruck fuhr Sebastian herum, erwartete schon das schlimmste, doch es war nur Thorsten, der endlich wiederkam. Sebastian atmete erleichtert auf. Thorsten kam langsam auf ihn zu geschlendert, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt, ließ ihn nicht eine Sekunde aus den Augen. Sebastian schluckte. Da lag etwas in Thorsten Gang, in seiner Haltung, so eine seltsame Spannung. Seine Finger kribbelten plötzlich und eine Gänsehaut kroch ihm über die Schultern. In den paar Minuten, die Thorsten weg gewesen war, hatte sich irgendwas verändert. Zum Guten? Oder zum Schlechten? Thorstens Gesichtszüge wirkten entspannt, aber das hieß nichts. Wenn es sein musste, dann konnte Thorsten die grausamsten Tathergänge schildern ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

Sebastian schluckte trocken. Thorsten hatte ihn fast erreicht. Knapp einen Schritt vor ihm, blieb er stehen - und ging plötzlich auf die Knie. Die Hände kamen hinter dem Rücken hervor und hielten ihm ein kleines dunkelblaues Schmuckkästchen entgegen. Darin lagen zwei Ringe. Matt, weißgolden, mit einer feinen glänzenden Linie, die sich darum wand. Eheringe, ganz eindeutig. Thorsten räusperte sich leicht.

„Ich weiß, wir haben beide nicht unbedingt die besten Erfahrungen mit der Ehe gemacht und es ist für und beide auch schon einmal ganz böse schief gegangen, aber mit dir würde ich es wirklich gerne noch einmal versuchen. Willst du mich heiraten?“

„Was?“

Mehr fiel Sebastian im ersten Moment nicht dazu ein. Er starrte Thorsten an. Thorsten Worte echoten in seinem Kopf wieder. Er hatte sie gehört, aber wirklich begriffen? Heiraten? Thorsten wollte ihn…? Aber er war doch so …

„Ich dachte, du wolltest das nicht.“ Sebastian schluckte. Sein Hals war ganz rau und kratzig. „Wir sind auch ohne Trauschein glücklich, und so.“

Thorsten schüttelte den Kopf.

„Ich wollte dich nicht aus pragmatischen Gründen heiraten“, erklärte er. „Wenn ich dich heirate, dann ganz altmodisch, weil ich dich liebe. Das heißt, wenn du es willst.“

Das ließ Sebastian sich nicht zweimal sagen. Er sprang von seinem Stuhl auf, zog Thorsten auf die Füße, schlang seine Arme um ihn und küsste ihn, mit allem Gefühl, dass er in einen einzigen Kuss legen konnte.

„Natürlich will ich!“

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