Titel: Von Büchern und Regalen
Team: Weiß (Titanic)
Challenge: Crack/Humor: "Um XY zu zitieren..." - Für mich
Fandom: Tatort Münster
Rating: PG
Genre: Gen/Preslash, Humor, Fluff
Warnungen: None
Zusammenfassung: Boerne versucht sich als Heimwerker, Thiel ist mäßig begeistert...
Wörter: ~800
Anmerkungen: Wir hatten die Tage Handwerker im Haus, die das alte Fenster im Treppenhaus herausgestemmt und ein neues eingebaut haben. Es hat Spuren hinterlassen...
Von Büchern und Regalen...
Es dröhnte direkt neben seinem Ohr. Laut und schrill, als versuchte sich jemand direkt durch die Wand in sein Schlafzimmer zu stemmen. Thiel stöhnte, presste die Hände auf die Ohren, entschlossen, sich von nichts und niemandem seinen ersten freien Sonntag seit vier Wochen vermiesen zu lassen. Es nützte nicht viel. Das Dröhnen verstummte kurz. Thiel wollte schon erleichtert aufatmen, da hob es wieder an, nur ein wenig weiter zu seiner Rechten. Er zog sich das Kissen über den Kopf, presste die Hände wieder über die Ohren. Er hatte frei. Er würde ausschlafen! Koste es, was es wolle. Und wenn der der werte Herr Professor, das ganze Haus um ihn herum zum Einsturz brachte. Danach hörte es sich zumindest gerade an.
Das Dröhnen hörte wieder auf, es blieb einen Moment ruhig, dann setzte es wieder an, wieder ein Stückchen weiter zur Seite. So ging das eine ganze Weile. Versuchte Boerne die Wand zu Schweizer Käse zu bohren, oder was? Nach dem gefühlt tausendsten Mal hatte Thiel die Schnauze voll. Er kletterte aus dem Bett und stürmte hinüber zu Boerne. Er schellte. Es dröhnte. Niemand antwortete. Er schellte wieder. Immer noch keine Reaktion. Schließlich klingelte er mit der einen Hand Sturm und hämmerte mit der anderen vor die Tür. Das endlich brachte die gewünschte Reaktion.
„Ja, ja, ich komme ja schon!“, kam Boernes Stimme gedämpft durch die Tür.
Die Tür wurde aufgerissen. Thiel machte den Mund auf, wollte sofort losschimpfen, doch dann kamen die optischen Information in seinem Gehirn an - und die Worte gingen irgendwo zwischen Hirn und Zunge verloren. Mit offenem Mund starrte er Boerne an. Der schaute mit erhobener Augenbraue zurück. Oder jedenfalls meinte Thiel das, denn sehen konnte er Boernes Augenbrauen nicht. Sie waren unter einer dieser Schutzbrillen verborgen, die Boerne sonst bei gefährlichen Untersuchungen im Institut trug. Um seinen Hals hing ein Mundschutz, auch der vermutlich aus dem Institut entwendet, in der Hand hielt er einen riesigen Bohrhammer und er war über und über mit feinem, weißen Staub bedeckt.
„Sind Sie nur gekommen, um mir den bedauernswerten Zustand Ihres Gebisses vorzuführen, oder hatten Sie ein bestimmtes Anliegen?“
Thiel klappten den Mund wieder zu. Schüttelte den Kopf, nickte, rieb sich mit den Händen durchs Gesicht, schüttelte sich kurz. Das Bild vor ihm änderte sich nicht. Aber wenigstens fand er seine Stimme wieder.
„Was tun Sie da?“
„Bücherregale aufbauen“, erklärte Boerne als sei es das selbstverständlichste auf der Welt. „Das ist doch offensichtlich.“
„Es hört sich mehr an, als würden Sie das ganze Haus abreißen“, knurrte Thiel. „Haben Sie denn noch nicht genug Bücher?“
„Um eine alte Volksweisheit zu zitieren, mein lieber Thiel: ‚Man kann nie zu viele Bücher haben, nur zu wenig Regal!‘ Ich sorge vor.“
Von irgendwo in Boernes Wohnung kam ein scharfes Knirschen, etwas knallte laut, dann rollte ein ohrenbetäubendes Poltern heran und eine kleine Staubwolke quoll irgendwo hinter Boerne aus einer Tür. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann war es wieder ruhig. Boerne wurde noch bleicher, als er mit seiner dekorativen Staubmaske ohnehin schon war. Er drückte Thiel den Bohrhammer in die Hand und verschwand in dem Zimmer, aus dem eben die Staubwolke geschossen war.
Thiel schaute ihm hinterher, betrachtete den Bohrhammer in seiner Hand, dann wieder den leeren Flur. Er seufzte ergeben und folgte Boerne in die Wohnung. Wenn der werte Herr Professor schon meinte, sonntags morgens um halb zehn den Heimwerker spielen zu müssen, dann musste er jetzt auch die Schadenfreude ob seiner missglückten Versuche ertragen.
Das Zimmer - es war Boernes Schlafzimmer - sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Boerne hatte ganz offensichtlich versucht, an der freien Wand zwischen Bett und Fenster eine Reihe Wandregale anzubringen. Davon zeugten zumindest die Löcher, die in regelmäßigen Abständen in die Wand gebohrt waren. Die Betonung lag allerdings auf ‚versucht‘, denn die Schienen samt Trägern, Brettern und einer ganzen Menge Bücher lagen jetzt als wildes Chaos am Boden - und das ganze Zimmer war von einer feinen Staubschicht bedeckt. Boerne stand mitten in dem Chaos und schimpfte vor sich hin.
„,Ganz einfach‘, haben sie gesagt. ‚Kann jeder‘ und ‚die Schauben halten ganz bestimmt.‘“
Anklagend hielt er Thiel eine lange Schraube entgegen. Thiel trat einen Schritt näher. Ja, die hätte halten sollen. Aber die Löcher sahen auch irgendwie komisch aus. Ausgerissen und wo…?
„Boerne, haben Sie keine Dübel benutzt?“
„Was?“ Irritiert ließ Boerne die Schraube sinken.
„Dübel. So schmale Kunststoffhülsen, die man in die Bohrlöcher steckt, damit die Schrauben halten.“
„Ach, dafür waren die.“
Boerne deutete auf eine kleine Pappschachtel auf seinem Nachttisch. Thiel stöhnte.
„Okay. Ich ziehe mir jetzt etwas an und Sie machen mir den stärksten Kaffee, den sie je gebrüht haben. Und dann zeige ich Ihnen, was man mit Dübeln macht.“
Thiel war sich ziemlich sicher, dass er das heute noch mehr als einmal bereuen würde, aber der dankbare Ausdruck auf Boernes Gesicht war es alle Mal wert.