Team: Schwarz
Challenge: Romantik - Altmodisch - fürs Team
Fandom: The Expendables 3 (Spoiler für diesen Film!)
Titel: Captain Obvious
Inhalt: Lee spricht mit Trench über Barney und erfährt ein paar sehr offensichtliche Dinge.
Anmerkung: Sommerchallenge! Ich bin hochmotiviert, weil ihr alle wie am Fließband schreibt! Hurraaah!
Captain Obvious
Es gibt nicht viele Menschen, für die Lee sich in ein niedliches Café mitten in New Orleans setzen würde und das ausgerechnet Trench Mauser mal dazu gehören würde, ist wahrscheinlich für alle Beteiligten eine Überraschung.
Er hatte eigentlich gar kein persönliches Treffen haben wollen, aber als er nach einigem Widerwillen endlich zum Hörer gegriffen und Trench angerufen hatte, hatte der sofort die Adresse dieses Cafés genannt und gesagt „Nicht übern Apparat!“, weil Trench anscheinend noch um einige tausend Jahre älter ist als Barney.
Wow, hatte Lee nur noch gedacht, und sich dann ein paar Tage später in diese Hippie-Bar voll kleiner Törtchen und älterer Damen in Begleitung ihrer Enkelkinder gesetzt. Seine Oberarme sind breiter als sämtliche Einrichtungsgegenstände und er vermutet, dass der elegante, zart verästelte Hocker auf der anderen Tischseite zusammenbrechen wird, wenn Trench auch nur seinen Zigarrenatem auf ihn richtet.
Vielleicht ruft die sehr misstrauische Kellnerin aber auch endlich die Polizei und Trench und er können sich dann in einer Zelle unterhalten.
Sofern der alte Sack überhaupt noch kommt.
Lee murmelt ein paar halblaute Flüche vor sich hin und verschreckt damit sämtliche Großmütter und ihre vierjährigen höheren Töchter, doch er achtet nicht darauf.
Trenchs Nummer in sein Telefon zu donnern, hatte ihn schon mehr Überwindung gekostet, als er eigentlich aufbringen wollte, doch jetzt, nachdem er eine Woche lang im eigenen Saft kochen und sich den wildesten Scheiß ausdenken konnte, hat er überhaupt keine Lust mehr auf das Gespräch.
War sowieso eine Schnapsidee: Lee will doch nur wissen, warum Barney Ross, sein eigentlich bester Freund, ihn zum Teufel gejagt hat, statt ihm von Stonebanks zu erzählen und sich durch seine gottverdammten Alleingänge fast ins Grab zu bringen. Natürlich ist alles gut gegangen, selbst Caesar ist wieder topfit und die Grünschnäbel haben schon Spinde in Barneys Flugzeughalle bezogen.
Natürlich könnte alles genau so weitergehen wie vorher, mit ein paar neuen Gesichtern, ein paar neuen Schrammen, ein paar alten Wehwehchen.
Aber Lee muss immer noch gegen die Galle in seinem Mund anschlucken, wenn er Barney auf seinem Motorrad nach Hause fahren sieht. Oder wohin auch immer, Barney redet ja nicht mehr mit ihm, kann also sein, dass er in irgendeine Mafia-Geschichte verstrickt ist, und Lee erst dann davon Wind bekommt, wenn man ihm Barneys Finger zusammen mit ein paar Sardellen als neuen Adventskranz vor die Tür stellt.
Wildester Scheiß, ist ihm klar. Vielleicht will er von Trench auch nichts anderes hören, als dass Barney tatsächlich einen Gang kürzer tritt, denn Trench wird ja aus irgendeinem Grund eingeweiht in Barneys Selbstmord-durch-Ex-Kollege-Pläne, Lee hingegen nicht.
„Vielleicht bist du auch einfach nur scheiße eifersüchtig, Bruder“, hatte Tool völlig entnervt gesagt, bevor er mit Trenchs Nummer rausrückte. „Anstatt mit dem Alm-Öhi kannst du auch mit Barney reden, mal dran gedacht?“
Natürlich hat er dran gedacht, Lee ist ja nicht bescheuert. Aber er weiß nicht, was er Barney sagen soll, was er ihm nicht eh schon auf offener Straße vor ihrer Stammkneipe ins Gesicht gebrüllt hat - nämlich, dass Lee bis zum Ende bei ihm bleiben wird - und das hat ja keinerlei Wirkung gezeigt. Barney ist trotzdem abgehauen und hat sich die Fresse polieren lassen, hat vier Kinder adoptiert, denen auch die Fresse poliert wurde und erst als er Lee und die anderen mit seinem Flugzeug hätte überrollen müssen, um sie davon abzuhalten, mit ihm zu kommen, hat er nachgegeben, der sture Bastard.
„Ich sollte mein Zeug packen, und gehen“, murmelt Lee - und zuckt zusammen, als plötzlich eine riesige Hand auf seiner Schulter landet und ihn fast durch den Fliesenfußboden donnert.
„So schlimm ist dieses Geschäft nicht“, intoniert Trench, mit seinem sperrigen Akzent und lässt sich auf seinen Stuhl fallen, der zu Lees größtem Erstaunen nicht zu Staub zerfällt. Die Omas, die über Lees Kahlschädel die Nase gerümpft haben, fangen plötzlich an, verstohlene Blicke auf Trenchs breites Kreuz und sein kantiges Gesicht zu werfen, und zu kichern.
„War weniger schlimm bevor du da warst“, giftet Lee, doch Trench, der wahrscheinlich viel dämlichere Sprüche von Barney gewöhnt ist, beachtet ihn gar nicht und winkt nach der Kellnerin.
„Fräulein!“, schreit er und irgendeine Dame schräg hinter ihnen bekommt einen Jauchzanfall.
Lee würde entweder sich oder Trench gern erschießen, doch die Kellnerin steht wie aus dem Boden gewachsen plötzlich an ihrem Tisch und drückt Trench ein kleines lindgrünes Schächtelchen mit Goldschleife in die Pranken.
„Grüße an Ihren Verlobten“, flötet sie. „Wir haben ihm die doppelte Menge eingepackt.“
„Zu gnädig, Fräulein“, flötet Trench zurück, und bevor Lee unter den Tisch kotzen kann, hat Trench die Schachtel vor sich abgestellt und Lee mit einem herausfordernden Blick fixiert.
„Yin liebt Pralinen“, sagt er, als würde das irgendwas erklären.
„Schön für ihn“, presst Lee hervor. Gott, er würde sich jetzt lieber von irgendwelchen gigantischen Schweden verprügeln lassen, als Zeuge des Mauser-Yang-Eheglücks zu werden, aber er ist ja auch selbst schuld.
„Du hast mich also nur hierher bestellt, weil du Süßkram kaufen wolltest? Kann Yin kein Englisch mehr?
Trench würdigt das nicht mal mit einer Antwort sondern angelt sich mit der Eleganz eines Schwerlastkrans die Speisekarte vom Nebentisch. Er grinst und Lee fällt auf, dass er ihn noch nie ohne Zigarre gesehen hat.
„Wenn ich mich recht entsinne, hast du mich angerufen“, sagt Trench und Lee merkt, dass ihm das hier Spaß macht. Lee weiß nicht, was er verbrochen hat, dass Trench ihn auf dem Kieker hat, aber er hat schon mit Kidnappern und Terroristen verhandelt und dabei einen kühlen Kopf bewahrt, da kann das hier also nicht so schwer werden. „Was kann ich also für dich tun, Weihnachtsmann?“
„Barney“, sagt Lee. Nur ein Wort und sein Gehirn muss sich schon dafür mächtig anstrengen. „Ich... will über Barney reden.“
Zu seiner allergrößten Überraschung nickt Trench hinter seiner Speisekarte.
„Du willst wissen, warum er euch nicht von Stonebanks erzählt hat.“
Lee ist viel zu verdattert, um irgendetwas zu antworten, aber Trench erwartet anscheinend nichts und fährt fort.
„Stonebanks hat mehr von Barneys Freunden umgebracht als sonst irgendwer. Er hatte Angst, dass euch das auch passiert.“
„Leute versuchen ständig, uns umzubringen und damit hat er kein Problem“, rattert Lee sein übliches Argument runter. Diese Diskussion hat er schon sehr oft mit sich selbst geführt, eigentlich tut er seit Wochen nichts anderes mehr.
Trench leckt seinen Daumen an, um eine Seite in der Karte umzublättern. „Ich weiß nicht, wie genau ihr sonst arbeitet“, sagt er gedehnt, „aber ich schätze, normalerweise sind eure Zielpersonen keine Männer, mit denen Barney vor ein paar Jahrzehnten mal geschlafen hat.“
Im ersten Moment glaubt Lee, dass er sich verhört hat. Er fragt sogar „Was?“ und Trench wirft ihm einen mitleidigen Blick über den mausgrauen Rand der Speisekarte hinweg zu.
„Stonebanks war Barneys Ex-Freund“, erklärt er langsam. Er hätte Lee auch einen Kinnhaken geben können, es hätte ungefähr die gleiche Wirkung gehabt. „Ich weiß nicht, ob du schon mal eine Beziehung hattest, Christmas, aber ich erzähle meinem Verlobten nicht von meinen schief gegangenen Ehen. Vor allem nicht, wenn die versuchen, mich zu töten.“
Trench schüttelt sich, als müsste er eine unangenehme Erinnerung loswerden, und wenn Lee nicht immer noch der Satz „STONEBANKS WAR BARNEYS EX-FREUND“ im Kopf dröhnen würde, würde er vielleicht über die Abenteuer von Trench, Yin und Trenchs rachsüchtigen Ex-Ehemännern (oder Frauen) nachdenken.
Aber er hat gerade erfahren, dass STONEBANKS BARNEYS EX-FREUND WAR und muss sich an seinem Bier festklammern, um nicht vom Stuhl zu kippen.
Heilige Scheiße. Da glaubt man, dass man jemanden kennt und dann sowas.
Trench beschäftigt sich immer noch mit der Karte, während Lee seine Existenzkrise hat. Warum ist er darauf nicht vorher gekommen? Barney ist der sentimentalste Bastard, der ihm je untergekommen ist, es ist doch eigentlich so offensichtlich.
Barney.
Stonebanks.
Paartherapie mit vier Kugeln in der Brust, kein Wunder, dass bei Barney die Sicherungen durchgebrannt sind, all die Schuld, all die Scham und dann springt der Typ quicklebendig aus irgendeinem Hubschrauber, und Lee muss sofort aus diesem Scheiß-Café raus und ein paar Dinge mit Barney klären, der anscheinend genau so dämlich ist wie er.
(Bis zum Ende bei dir bleiben, was ist daran nicht zu verstehen, muss Lee wirklich mit roten Rosen und nem Ring bei ihm aufkreuzen, dieser altmodische Bastard…)
„Ich muss los“, sagt er. Trench nickt nur und Lee denkt nicht mal dran, sein Bier zu bezahlen, er macht auf dem Absatz kehrt, soll Trench ihn doch einladen, das ist das Mindeste, was er tun kann.
An der Theke hält Lee inne und beugt sich zögerlich über die Küchlein, Baisers und Cupcakes.
Verdammt.
„Haben… haben Sie was mit Totenschädeln?“