Titel: Warum
Team: Sonne
Challenge: Romantik/Intimität: Verstehen ohne Wort - Für mich
Fandom: Tatort Stuttgart
Rating: P18
Genre: Slash, h/c-ish,
Warnungen: Explicit Sexual Content.
Zusammenfassung: Chris und Viktor können nicht voneinander lassen...
Wörter: ~2000
Anmerkung1: Dieser Text beruht auf einer Fanfiction von
jolly_rotten und ich würde euch jetzt gerne einen Link spendieren, allein, ich finden den Text nicht mehr wieder. Als ich den Text vor vielen Jahren das erste Mal gelesen hatte, musste ich spontan an ein Gedicht von Erich Fried denken und die Idee zu einer Gedicht-Fic war geboren.
jolly_rotten gab mir die Erlaubnis, ihren Text zu verarbeiten, ich habe es aber nie geschafft. Ich habe ihn bestimmt tausende Male angefangen und wieder verworfen, zuletzt Anfang des Jahres. Er wollte einfach nicht wie ich. Aber da meine Bunnies gerade total durchdrehen, habe ich gedacht, wirf ihnen das doch mal vor. Und siehe da, plötzlich fluppte es. Ich habe immer noch keine Ahnung ob der Text funktioniert, aber ich denke, da ist die Challenge ja genau die richtige Spielwiese...
Anmerkung2: Die eingefügten Zeilen stammen aus dem Gedicht
Warum" von Erich Fried.
Es ist kurz nach drei Uhr früh, eine kalte, stürmische Nacht im Herbst. Der Wind pfeift ums Haus, peitscht den Regen gegen die Fenster. Viktor de Man liegt wach in Chris Gabriels kleinem Appartement und starrt hinaus in den nächtlichen Großstadthimmel.
Vor nicht ganz vier Stunden sind er und Chris hergekommen, überrascht vom Regen und ein wenig zu angeheitert vom Champagner, mit dem sie den erfolgreichen Geschäftsabschluss gefeiert hatten. Eigentlich hat Viktor nur den Schauer abwarten wollen, doch dann hat Chris plötzlich eine Flasche besten Scotch in der Hand gehabt und Viktor hat nicht nein sagen können. Aus einem Glas sind zwei geworden, aus zweien mehrere. Sie haben zusammen auf der Couch gesessen, geredet, gelacht, die Gegenwart des anderen genossen. Ein bisschen zu nah vielleicht, ein bisschen zu vertraut. Viktor hat die Hitze spüren können, die von Chris‘ Körper ausging. Aber vielleicht ist das auch nur der Alkohol gewesen.
Irgendwann hat Chris aufgehört zu erzählen und seine Hand ist wie beiläufig auf Viktors Oberschenkel gewandert. Erst da hat Viktor bemerkt, dass seine Hand, die er entspannt auf der Rückenlehne abgelegt hat, schon die ganze Zeit mit den weichen Locken in Chris Nacken gespielt hat. Sie haben sich angeschaut, stumm, zweifelnd, sehnsüchtig und plötzlich ist da diese Spannung zwischen ihnen gewesen. Wenn Viktor nicht aufgestanden wäre, hätten sie sich geküsst, wären einmal mehr miteinander im Bett gelandet. Das weiß Viktor, das wissen sie beide.
Eigentlich hat Viktor dann gehen wollten, aber der Regen hatte noch immer nicht nachgelassen. Sie hatten beide zu viel getrunken um noch fahren zu können und dann noch seinen Fahrer herzurufen ist ihm auch nicht als gute Idee erschienen. Nicht mitten in der Nacht, schon gar nicht zu Chris‘ Wohnung. Also hat er sich überreden lassen zu bleiben.
Jetzt liegt er hier in Chris‘ Bett und findet keinen Schlaf. Er schließt die Augen, denkt zurück an ihre erste gemeinsame Nacht. Berauscht vom Alkohol und von der Gegenwart des anderen hatten sie es kaum nach Hause geschafft. Waren übereinander hergefallen wie zwei wilde Tiere, hatten sich geliebt, bedingungslos, hemmungslos, nur um am nächsten Morgen regelrecht voreinander zu fliehen.
In stummem Einvernehmen haben sie kein Wort darüber verloren, versucht, die Nacht einfach zu vergessen, so zu tun als wäre nichts gewesen. Viktor ist sich nicht sicher, ob das die richtige Entscheidung gewesen ist, ob sie überhaupt in der Lage sind, zu vergessen. Aber er weiß, dass sie es versuchen müssen, um ihrer beider willen.
Er darf Chris nicht lieben, darf nicht mehr für ihn empfinden als professionelle Loyalität. Wenn er ihn liebte, würde Chris zum Risiko, müsste er ihn beseitigen. Es wäre alles so einfach, wüchse da nicht dieses Verlangen tief in ihm, dieses unstillbare Verlangen nach Chris.
Viktor seufzt. Er kann keinen klaren Gedanken fassen. Nicht hier, nicht in diesem Bett, wo alles nach Chris riecht. Er steht auf, zieht sich an, greift sein Jackett und schleicht zu Schuhregal. Leise bückt er sich, schlüpft in seine Schuhe. Als er sich wieder aufrichtet, steht Chris in der Wohnzimmertür.
* * *
Nicht du
um der Liebe willen
sondern
um deinetwillen
die Liebe
(und auch um meinetwillen)
* * *
„Geh schlafen, Chris.“
Viktor streift sein Jackett über, schaut Chris nicht an. Das würde seinen Entschluss ins Wanken bringen.
„Was ist los? Wo willst du hin?“
Chris‘ Stimme klingt verschlafen. Viktor muss sich zwingen, ihm nicht ins Gesicht zu schauen, starrt über seine Schulter hinweg an die Wand, schüttelt leicht den Kopf.
„Ich muss weg“
Viktors Antwort ist unbestimmt, ausweichend. Eine Ausrede. Nicht direkt gelogen, aber auch nicht die ganze Wahrheit. Er wendet sich ab, muss sich abwenden, sonst würde er Chris doch noch anschauen und dann wäre es um ihn geschehen. Schnell macht er die zwei Schritte zu Wohnungstür, greift nach der Türklinke, will hinaus ins Treppenhaus, raus aus der Wohnung, bevor Chris seine Ausrede durchschaut. Aber Chris ist schneller. Viktor hat die Tür kaum erreicht, da spürt er schon die Hand in seiner Armbeuge, die ihn zurückhält.
„Ist was passiert?“
Jetzt klingt Chris‘ Stimme alarmiert und Viktor verflucht ihn im Stillen für die Fähigkeit, so schnell von null auf hundert zu schalten, binnen Sekundenbruchteilen voll da zu sein. Was ihn sonst unschätzbar wertvoll für Viktor macht, ist jetzt sein größtes Problem. Er will jetzt nichts sagen, nicht reden. Will weg, nur weg solange er noch die Kraft dazu hat.
„Nein, nichts, gar nichts… es ist nur… nichts…“
Viktor verliert sich in Gestammel, entzieht sich Chris‘ Griff ein bisschen zu heftig, greift wieder nach der Türklinke. Diesmal hält Chris ihn nicht zurück. Viktor öffnet die Tür, tritt endlich hinaus auf den Treppenabsatz. Kühle Luft streicht über sein Gesicht, klärt seine aufgewühlten Gedanken ein wenig.
So sehr er weg will, es wäre doch unfair, jetzt einfach abzuhauen, ohne Abschied, ohne Erklärung. Das hat Chris nicht verdient. Viktor bleibt stehen, dreht sich noch einmal um. Wieder schaut er an Chris vorbei, sucht nach Worten.
„Wir sollten uns eine Weile nicht sehen… privat meine ich.“
Es ist das letzte, was Viktor will, aber es ist die einzige Lösung, die ihm einfällt. Chris bleibt einen Moment stumm, dann nickt er bedächtig.
„Ja, vielleicht hast du recht.“
Seine Antwort ist ausdruckslos, trifft Viktor tiefer, als er wahrhaben will. Er hatte Widerspruch erwartet, ja erhofft. Vielleicht die Bitte, ihnen doch noch eine Chance zu geben. Stattdessen was… Gleichgültigkeit? Viktor senkt den Blick, sieht Chris endlich doch an.
Er ist barfuß, trägt nur eine Pyjamahose. Sein wie immer etwas zu langes Haar ist ungekämmt, kringelt sich widerspenstig um seinen Kopf. Seine stahlblauen Augen erscheinen im dämmrigen Licht plötzlich dunkler, undurchschaubar. Viktor betrachtet sie eingehend, forscht nach einem Zeichen, nur einem Funken Ausdruck darin, der Chris‘ kühle Antwort Lügen straft.
Chris macht einen Schritt auf Viktor zu, dann noch einen, bis er ganz dicht vor ihm steht. Er erwidert den Blick mit gleicher Intensität und Viktor weiß, dass er verloren hat. Chris Hände finden den Weg zu Viktors Wangen, der Daumen streift zart über seine Unterlippe. Viktor spürt, wie Chris sich gegen ihn lehnt, sich streckt, um sein Gesicht zu erreichen. Fast automatisch legt er die Arme um Chris‘ Taille, schließt die Augen, ergibt sich. Widerstandslos.
* * *
Nicht
weil ich lieben
muss
sondern weil ich
dich
lieben
muss
* * *
„Wir sollten uns eine Weile nicht sehen… privat meine ich.“
Viktors Worte versetzen Thorsten einen schmerzhaften Stich in der Brust. Rational weiß er, dass Viktor recht hat, dass sie das hier - was immer es ist - beenden müssen, bevor es wirklich begonnen hat, sonst wird es sie beide in den Abgrund reißen. Doch da ist noch Chris. Chris, der Viktor fasziniert und von ihm fasziniert ist, dem alle Rationalität egal ist, der nicht an die Konsequenzen denkt. Chris, der immer mehr Macht gewinnt. Mit Mühe ringt Thorsten ihn nieder, nickt langsam, ringt sich eine Antwort ab.
„Ja, vielleicht ist es besser so.“
Er ist selbst verwundert, wie ruhig seine Stimme klingt. Sie betrügt nichts von dem Schmerz den er fühlt, von dem Kampf, der in ihm tobt. Er beobachtet Viktor, sieht die leichte Anspannung, die sich mit einem Male auf seinen Gesichtszügen abzeichnet. Andere hätten sie vielleicht übersehen, doch er hat Viktor so lange studiert, dass er jede Regung lesen kann. Das ist seine Lebensversicherung, das ist sein Untergang.
Endlich senkt Viktor den Blick, starrt nicht mehr an ihm vorbei, über ihn hinweg. Ihre Blicke treffen sich und Thorsten weiß, das ist der Anfang vom Ende.
Viktors blaue Augen sind im grellen Neonlicht des Treppenhauses hell, fast farblos. Was sonst eiskalt und berechnend ist, scheint in diesem Moment offen und verletzlich. Er weiß, dass seine Maske bröckelt und es ist ihm egal. Wie magisch angezogen, macht er einen Schritt auf Viktor zu, dann noch einen, bis sie Brust an Brust stehen.
Chris spürt die Hitze, die von Viktor ausgeht auf seiner bloßen Haut. Ohne nachzudenken legt er Viktor die Hände in den Nacken, zieht ihn zu sich. Viktor hält gegen, für den Bruchteil einer Sekunde, dann ergibt er sich und ihre Lippen treffen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss. Chris bewegt sich langsam rückwärts, zieht Viktor mit sich zurück in die Wohnung. Er löst den Kuss, schlingt seine Arme um Viktors Taille, zieht ihn zu sich wie ein Ertrinkender das rettende Floß. Und vielleicht ist Viktor genau das für ihn.
Unter Viktors Arm hindurch verpasst er der Tür einen Stoß. Sie schnappt leise ins Schloss, Das Geräusch ist kaum hörbar über den tobenden Sturm und doch erscheint es Chris überlaut. Er hat eine Tür zugeschlagen und er ist sich nicht sicher, ob er sie jemals wieder öffnen kann. Aber in diesem Moment ist ihm das egal.
Chris löst die Umarmung, schafft wieder ein wenig Distanz zwischen ihnen. Er lässt seine Finger über Viktors Brust tanzen, spürt den kühlen Stoff und die heiße Haut darunter. Seine Hände finden wie von allein den Weg zu Viktors Kragen. Für einen Moment hält er inne, schaut Viktor einfach nur an. Er sieht die lustverhangenen Augen, die Pupille so weit, dass die hellblaue Iris kaum mehr zu erkennen ist, die geröteten Wangen, hört seinen Atem, schnell, flatternd, abgehackt. Mit einem Ruck reißt er Viktors Hemd auf, lässt seine Hände fordernd über die warme Haut gleiten. Viktors Stöhnen erstickt er in einem weiteren leidenschaftlichen Kuss, drängt ihn schließlich zu Boden.
* * *
Vielleicht
weil ich bin
wie ich bin
aber sicher
weil du bist
wie du bist
* * *
Viktor liegt auf den bloßen Dielenboden, stützt sich auf den Ellbogen ab, hat das eine Bein noch angewinkelt. Das Hemd ist ihm von den Schultern gerutscht. Erwartungsvoll schaut er zu Chris hoch. Chris nimmt sich nicht die Zeit, den Anblick zu genießen, sie haben schon zu viel Zeit verschwendet mit ihrem Tanz um diese Sache, die sie doch nicht verhindern können. Er streift die Pyjamahose von seinen Hüften, kickt sie zur Seite, lässt sich zu Boden sinken.
Er kommt rittlings auf Viktors Hüfen zum Sitzen, spürt dessen Erregung durch den dünnen Stoff der Hose. Probeweise wiegt er die Hüften leicht vor und zurück.
„Chris...“
Viktor stöhnt auf, lässt den Kopf in den Nacken fallen. Das sagt Chris alles, was er wissen muss. Er rutscht ein Stück nach unten, macht sich an Viktors Gürtel zu schaffen, öffnet die Hose, entkleidet ihn, so gut es eben geht. Dann beugt er sich vor drängt seine bloße Brust gegen Viktors nackte Haut, gleite an ihm empor, bis sie Brust an Brust liegen. Er verteilt zarte Küsse auf Viktors Bauch, gleitet höher, fährt mit der Zungenspitze die Kontur seines Schlüsselbeins entlang, weiter hinauf über die Halsbeuge und den Adamsapfel bis zu Viktors Lippen, küsst ihn ganz leicht nur.
Er spürt, wie Viktors Oberkörper sind unter ihm senkt, bis sie flach am Boden liegen. Viktor schlingt die Arme um Chris Taille, zieht ihn noch ein Stück höher. Und dann ist da plötzlich Viktors Hand an seinem Hintern. Warm aber auch ein bisschen glitschig, gleitet sie zwischen seine Pobacken, bereitet ihn vor. Fest, sanft, unendlich gut. Chris beißt sich auf die Unterlippe, versucht das Stöhnen zu unterdrücken als Viktor diesen besonderen Punkt trifft - und verliert.
„Gott… Viktor…“
Er entzieht sich Viktors Fingern, schiebt das Becken langsam tiefer, bis er wieder auf Viktors Hüften zum Sitzen kommt. Er stemmt sich ein wenig hoch, hält die Luft an, denn er weiß, dass es schmerzhaft wird. Doch er ist gewillt den Schmerz zu ertragen für diesen Moment der Vereinigung. Mit einer einzigen fließenden Bewegung nimmt er Viktor in sich auf.
Einen Augenblick hält er ganz still, dann beginnt er sich zu bewegen, wiegt das Becken langsam vor und zurück. Sein Herz rast, Hitze breite sich in seinem Körper aus. Viktor streckt die Arme weit über den Kopf, biegt den Rücken durch, kommt Chris‘ wiegenden Bewegungen entgegen. Chris legt die Hände auf Viktors Brust, stützt sich ab, beschleunigt den Rhythmus. Viktors Hände sind plötzlich an Chris Hüften, krallen sich Halt suchend fest. Chris spürt wie Viktor sich unter ihm aufbäumt, hört seinen Namen, lustvoll, laut, heiser.
„Chris.“
Das ist auch für Chris genug. Ein letzter Stoß, ein Aufbäumen, dann sackt er auf Viktor zusammen, den Kopf an dessen Brust gebettet, die Augen fest geschlossen. Er lauscht Viktors Herzschlag. Das ist das einzige, was zählt. Das Hier und Jetzt. Alle Zweifel sind in diesem Augenblick unendlich weit weg.
Thorsten weiß, dass das nicht gutgehen wird, nicht gutgehen kann. Aber er kann nicht ändern, dass Chris Viktor liebt. Er will es gar nicht.