h/c - in Tränen ausbrechen (für mich)

Jul 20, 2017 18:42

Team: Schneewittchen
Challenge: h/c - In Tränen ausbrechen
Fandom: Tumbling
Charaktere: Ryôsuke, Wataru
Widmung: Rei17, die sich die Challenge zum Geburtstag gewünscht hat. =) Zwar bin ich ein paar Tage zu spät dran, aber ich hoffe, es gefällt dir!
Wörter: 888

Der Strand war beinahe menschenleer und ein leichter Nieselregen wurde vom Wind über die ungeschützte Fläche getrieben. Ryôsuke beobachtete, wie die Wellen immer wieder fast bis zu seinen Füßen schwappten und sich dann wieder zurückzogen. Der Wind schien stärker geworden zu sein, aber die Hand würde Ryôsuke dafür nicht ins Feuer legen. Eigentlich sollte er schon längst wieder zu Hause sein. Oder bei Wataru. Vorzugsweise bei Wataru. Aber er konnte sich nicht dazu überwinden, aufzustehen. Aufstehen hieß, sich zu bewegen. Realisieren, dass das, was er hier tat, alles andere als gesund war. Vielleicht fing er sich dadurch eine Erkältung ein. Vielleicht nicht.
Spielte gerade ja eh keine Rolle. Er hatte sich eine Suspendierung eingefangen und hatte für den Rest der Woche ungeplant frei. Und das nur, weil der Chemielehrer, der kurzfristig die Klasse übernommen hatte, beschlossen hatte, ihn zu hassen.
Wasser umspülte seine Füße und Ryôsuke verzog das Gesicht. Seine Schuhe waren zwar schon durchnässt, aber das Meerwasser schien dafür zu sorgen, dass auch die letzte Wärme aus seinem Körper gezogen wurde. Wirklich, er sollte aufstehen und gehen. Irgendwohin. Wataru anrufen. Der musste inzwischen zig Nachrichten auf seiner Mailbox hinterlassen haben und noch mehr Textnachrichten. Vermutlich konnte er sich denken, wo Ryôsuke war, und der wusste es zu schätzen, dass er ihn in Ruhe ließ. Oder hatte er beschlossen, dass er ihm egal war? Die anderen wichtiger?
Das war nichts, worüber er nachdenken sollte, was er auch nur in seinen Kopf lassen sollte, aber er konnte es nicht mehr aussperren. Als hätte die Welle nicht nur seine Füße durchweicht, sondern auch die dumpfe Betäubung, in die er sich geflohen hatte, vertrieben.
Er sollte aufstehen. Wirklich. Aber stattdessen ließ er sich nur rücklings in den nassen Sand fallen und bereute es praktisch sofort. Es war schon unangenehm gewesen, von dem stetigen Nieselregen durchnässt zu sein, während der Wind mehr und mehr für eine betäubende Kälte sorgte. Aber der kalte Sand im Rücken, die Unebenheiten, die sich in seine Wirbelsäule und die Muskulatur bohrten, das war quasi ein neues Level. Trotzdem bewegte er sich nicht.
Nun lief das Wasser mehr in seine Augen und es wurde schwierig, sie offen zu halten. Viel zu sehen gab es nun ohnehin nicht mehr. Anstatt des stahlgrauen, aufgewühlten Meeres unter tief hängenden Wolken, die durch den Regen in der Ferne mit dem Ozean zu verschmelzen schienen, sah er nun nur noch die Wolken. Keine so einheitliche, graue Masse wie man glauben mochte. Einige Bereiche ware heller, andere dunkler, ein paar Fetzen zogen etwas tiefer, etwas schneller über ihm hinweg. Der Anblick hatte etwas. Müsste er nur nicht immer wieder wegen des Regens so blinzeln.
Ryôsuke schloss für einen Moment die Augen und wischte sich das Wasser mit dem Handrücken aus dem Gesicht. Nicht, dass das lange Wirkung zeigte…
Dann war der Regen plötzlich weg und Ryôsuke blinzelte. Über ihm bestand der Himmel jetzt aus einem dunkelroten Regenschirm, was im ersten Augenblick merkwürdig war. Woher kam plötzlich der Schirm?
“Wie lange willst du hier noch rumliegen?”
Wataru. Natürlich. Und er klang nicht begeistert. Irgendwie.
“Was machst du hier?”, fragte er wider besseren Wissens und wurde für die dumme Frage mit einem Schnauben belohnt. “Ist das dein Ernst? Jetzt komm schon. Ich hab keinen Bock, meine freien Tage damit zu verbringen, deiner Grippe zuzuschauen.”
Nur langsam ergaben diese Worte Sinn. “Freie Tage?”
“Glaubst du echt, ich schaue zu, wie Kuroda dich fertigmacht?” Darauf wusste Ryôsuke keine Antwort. Er war direkt abgehauen, nachdem dieser Penner von einem Lehrer ihm sehr deutlich klargemacht hatte, dass er gefälligst verschwinden sollte. Eigentlich hätte er sich ja noch bei Kashiwagi blicken lassen sollen, aber das hatte er sich gespart. Er war zu wütend gewesen. Und… ja, er hatte keinen weiteren Gedanken daran verschwendet, was Wataru tun würde. Aber selbst wenn, dass er sich auch eine Suspendierung einhandeln würde, das wäre ihm auch dann nicht einmal in den Sinn gekommen. Das könnte ja das Team in Schwierigkeiten bringen (also größere als Ryôsuke es jetzt fertiggebracht hatte). Und trotzdem sagte Wataru gerade, dass genau das passiert war. Okay, nicht ganz so direkt, aber mit einer unterschwelligen Empörung, als könnte er gar nicht verstehen, dass jemand auch nur für eine Sekunde etwas anderes denken könnte.
Mit einem Mal waren Ryôsukes Wangen nicht mehr kalt, sondern fühlten sich heiß an. Seine Augen brannten und das hatte nichts mit dem Regenwasser zu tun, das prasselte ja weiter auf den Schirm, auch wenn es mit jedem neuen Windstoß einen feinen Schwung von kaltem Wasser gab, der sie beide traf. Eigentlich war es ein Wunder, dass der Regenschirm noch nicht vor dem beginnenden Sturm kapituliert hatte.
Kurz wirkte Wataru überrascht. Etwas überfordert. Dann fragte er: “Weinst du?”
“Blöde Frage… natürlich nicht!” Als ob er wegen so etwas anfangen würde zu heulen! Er war doch kein Mädchen! Trotzdem setzte er sich auf und fuhr sich mit einer Hand über die Augen. Da war natürlich Feuchtigkeit, aber es regnete auch, da war das doch kein Wunder. Und diese Enge in seiner Brust und seiner Kehle hatte auch eine vollkommen rationale Erklärung, bestimmt!
Wataru murmelte etwas, was Ryôsuke nicht verstehen konnte und ließ sich neben ihm nieder. “Hier kriegts keiner mit”, meinte er leise, als er einen Arm um Ryôsukes Schulter legte.
Das war auch besser so. Würde er weinen. Was er nicht tat. Ganz sicher nicht.

team: schneewittchen, tumbling, luinaldawen

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